Mit dem Finger auf der Landkarte - Träume, die wahr werden sollen!
Dezember 2024
Letztens hatte ich wieder so einen zufälligen Kontakt, von dem man nicht glauben mag, dass er überhaupt möglich ist. Auf der Suche nach einem neuen Packsack für meinen Schlafsack hatte ich in den Kleinanzeigen ein günstiges Angebot gefunden. Als Weitwanderer achtet man ja auf jedes Gramm und so ist selbst ein Packsack kein 08/15 Artikel. Und der junge Mann bot genau das an, was ich suchte.
Wie sich im weiteren Verlauf des Verkaufs herausstellte, war er wie ich 2022 auf dem PCT unterwegs gewesen. Und wir hatten uns in Kennedy Meadows North nur um zwei Tage verpasst – sonst hätten wir uns womöglich sogar persönlich kennen gelernt.
Dieser Zufall lies, wie auch jedes Bild vom Trail oder ein Youtube Film von den Swiss Nomads, die Erinnerung an den PCT wieder so lebendig werden. Sofort ist da wieder die Sehnsucht nach der Natur und der Einfachheit des Lebens auf dem Trail.
In die Sehnsucht mischt sich inzwischen jedoch ganz massiv die Vorfreude. Nach vielen Überlegungen, nach vielem Abwägen und einer Beratung bei der Rentenstelle habe ich den Endpunkt meiner Lebensarbeitszeit festgelegt. Es gibt einen festen Termin, ab dem ich fast völlig frei planen kann, wie mein Leben weiter geht und was ich machen werde.
Pläne, Änderungen und feste Entscheidungen
Zunächst hatte ich die Idee, von der Südspitze von Südamerika, von Feuerland aus, die chilenische Küste entlang mit meinem Mini-Camper (Fiat Panda 4x4) nach Norden zu fahren. Dabei immer wieder Abstecher zu machen in die Anden und dort mehrere Tage zu wandern. Und danach dann der Pan Americana und dem Frühling weiter nach Norden zu folgen, um dann früh im Folgejahr auf den CDT zu starten.
Eine wichtige Überlegung dabei ist der Umstand, dass mit zunehmendem Alter so große Fernwanderwege wie der Central Divide Trail (CDT) mit seinen rund 5.000 Kilometern und 130.000 Höhenmetern immer schwerer werden. Also so früh wie möglich in der Rente auf diesen Fünf-Monate-Trip gehen!
Allerdings gestehe ich, dass ich nach der ersten Euphorie doch ein wenig Respekt vor diesem Plan entwickelte. Ganz alleine und ohne richtige Erfahrung und gänzlich ohne technisches Verständnis von den Innereien eines Autos die 20.000 km quer durch Süd- und Mittelamerika….das schien mir dann doch zu gewagt.
Also doch „nur“ der CDT, der Continental Divide Trail in 2025. Schon hatte ich Feuer gefangen und stürzte mich in die Planung. Weil dies der härteste Trail der drei großen Fernwanderwege in den USA ist, starten nur wenige Hundert Wanderer jedes Jahr in Mexiko – und ich wollte, weil meine Rentenplanung es nicht anders zuließ, sogar im Norden, in Montana starten und SoBo (South Bound) gehen. Das machen nur eine Handvoll Fernwanderer pro Jahr und es war klar: Ich würde auf dem gesamten Weg kaum eine Chance auf eine Trailfamily oder überhaupt andere Wanderer in meiner Richtung haben. Aber: das würde mich nichts ausmachen, denn ich weiß ja von meinen anderen Wanderungen, dass es dennoch immer wieder wunderbare Begegnungen gibt.
Doch dann kamen die Menschen, die mich schon auf dem PCT oder dem Te Araroa in Neuseeland begleitet haben: Sie wollen den CDT in 2026 angehen….und der Gedanke, nicht gänzlich auf mich selbst gestellt zu sein, gefiel mir. Zwar unterscheidet sich unser Wandertag zum Teil erheblich – ich gehe gerne schon in der Dämmerung los, andere beginnen den Tag gemütlich – aber man traf sich damals abends dann wieder am Nachtplatz.
Der Gedanke, im Notfall nicht ganz auf mich gestellt zu sein und auch ab und zu die Kosten für teuren Unterkünfte mit anderen teilen zu können, gefällt mir inzwischen so gut, dass ich nun für 2025 einen neuen Plan habe: der Great Divide Trail in Canada. Er beginnt dort, wo der Central Divide Trail endet und führt durch die wunderschöne Wildnis von British Columbia weiter nach Norden. Die Vorfreude ist riesengroß.
Ich liebe es, an meinem Tisch zu sitzen und Informationen zusammen zu tragen. Wo kann man übernachten, wo braucht man Permits, um z.B. privates Land zu queren oder in einem Nationalpark zu übernachten, wo gibt es Möglichkeiten, Verpflegung einzukaufen und wo muß man ggf. ein Versorgungspaket vorab hinsenden? All das erhöht die Vorfreude, macht es viel intensiver, wie nur den einen oder anderen Youtube-Film über den Weg anzusehen.
Es steht also fest: der noch sehr „neue“ Wildnispfad GDT (Great Divide Trail, 1130 km, Re-Eröffnung 2013) in Canada wird es in 2025 werden und 2026 dann, zusammen mit ein paar Freunden, der CDT in Amerika. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich darauf freue!
Einen weiteren Vorteil hat dieser Plan: Ich kann vorher noch die letzten 50 km des PCT laufen, die ich 2022 wegen der Waldbrände nicht bis zum Northern Terminus gehen konnte.
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Der Great Divide Trail (GDT) in Canada - ein paar Informationen dazu
Der Great Divide Trail beginnt, wo der Central Divide Trail in den USA endet (am Waterton Lakes National Park). Genauso wie das Pendant in den USA begleitet der Wildniswanderweg die Wasserscheide zwischen der Westküste Canadas und der Prärie im Osten der Rocky Mountains.
Die ersten Aufzeichnungen zu dem Weitwanderweg gehen zurück ins Jahr 1966 und konkretisierten sich 1970 in einem ersten, provisorischen GDT-Wanderleitfaden. Sechs Studenten der University of Calgary erkundeten mit Unterstützung der Alberta Wilderness Asscociation fast 4.800 km möglicher Wege, um einen geschlossenen Fernwanderweg zu entwickeln. 1976 gründete sich die Great Divide Tail Association und begann mit ersten Arbeiten an den Wanderwegen. Doch das Projekt war nicht von Erfolg gekrönt, da die finanzielle Unterstützung unzureichend war.
Erst 2000 hauchte Dustin Lynx der GDT neues Leben ein, indem er seinen Reiseführer "Hiking Canada's Great Divide Trail" veröffentlichte. Ab 2004 wurde wieder an den zuvor erarbeiteten Abschnitten weiter gearbeitet und ab 2013 trieben die „Freunde des Great Divide Trail“ die Great Divide Trail Association, ein kanadisches gemeinnütziges Unternehmen mit Hauptsitz in Calgary, Alberta, und den Ausbau massiv voran. Doch noch immer ist der Fernwanderweg nicht komplett, was auch daran liegt, dass er durch zahlreiche nationale Naturparks führt, mit denen noch keine einheitliche Regelung für die Thruhiker getroffen wurden.
Gegenwärtig besteht der Great Divide Trail zu 75% aus Singletrails, zu 10% aus Wildnisrouten und zu 15% aus alten Straßen und ATV-Trails. Er ist 1130 km lang und hat einen Höhenanstieg von 34.500 m (umgerechnet auf die Länge des CDT von 5.000 km entspricht das etwa 152.000 Höhenmeter). Der höchste Punkt ist an einem unbenannten Pass 2590m - was aufgrund der nördlichen Lage durchaus hoch ist.
Die GDT durchquert fünf Nationalparks: Waterton Lakes, Banff, Kootenay, Yoho und Jasper sowie neun Provinzparks: Akamina-Kishinena, Schloss, Schlosswildland, Elchseen, Peter Lougheed, Höhe der Rocky Mountains, Mount Assiniboine, Mount Robson und Kakwa und vier Wildnisgebiete: Beehive Natural Area, Kananaskis Country, White Goat Wilderness Area und Willmore Wilderness Area sowie vier Waldgebiete: Bow / Crow, Cranbrook, Golden und Robson Valley.