Der zweite Wandermonat: Februar

2. Februar 2024:

Von Christchurch nach Lake Takapo

Drei Nächte war ich nun in Christchurch in dem sauberen Hostel mit der großzügigen Küche. Ich habe richtig gut geschlafen. Die Ausflüge in die Stadt waren zwar interessant, doch liegt mir einfach die freie Natur besser. Doch es gehört dazu, dass man auch mal die größte Stadt der Südinsel besucht. Leider hatte ich auf dem Rückweg vom sehr schönen Botanischen Garten einen kleinen Unfall: Ich bin mit einem Radfahrer zusammen geprallt. Wir waren beide unachtsam! Blaue Flecke am Bein und am rechten Fuß werden mich später noch mehr behindern wie im ersten Moment gedacht.

Am Morgen des 2. Februar stieg ich dann in den Stadtbus ein und fuhr das kurze Stück zum Busbahnhof. Das Eisenbahnnetz in Neuseeland ist nicht sonderlich ausgeprägt ausgebaut und deswegen sind die Überlandbusse eine wichtige Verkehrsverbindung. Bis zu meinem nächsten Ziel, Lake Tekapo, sind es immerhin 150 km.
Tatsächlich umfahre ich mit dieser Streckenplanung den Wegabschnitt zwischen Lake Coleridge und Bush Stream. Dieses Teilstück des Te Araroa wird von zwei Füssen (Rangitata River und Rakaia River) dominiert. Beide Flüsse haben eine Breite von über einem Kilometer. In dem wüsten Kiesbett verzweigen die Wasserströme hundertfach und man kann Stunden damit zubringen, die Stellen zu finden, an denen man halbwegs gefahrlos furten kann. Das DOC (Department of Conservation), der offizielle Schirmherr des TA, warnt eindringlich davor, diese Querungen auf sich zu nehmen.

Der Lake Tekapo ist der erste große Gletschersee, den der TA erreicht. Im Westen steigen die Berge der Southern Alps weit über 2.500 m auf. Die Gipfelregionen sind vergletschert und das Schmelzwasser transportiert feinstes Gesteinsmehl ins Tal. Diese mineralische Fracht verleiht dem Wasser der großen Seen eine unglaublich intensive, hellblaue Farbe. Und so steht man an der kleinen Kapelle zum guten Hirten in Lake Tekapo und blickt über den 30 km langen Schmelzwassersee hinein in die Wand aus immer höher aufragenden Bergen.

Ein Tal weiter liegt der noch längere Lake Pukaki. Von hier aus hat man die Chance, sehr tief ins Herz der Southern Alps einzudringen. Und ich habe Riesenglück: Ein junges chinesisches Paar nimmt mich die 50 km ins Tal hinein mit. Und weil ihr Hubschrauberflug wegen des Sturms abgesagt wird, beschließen sie kurzerhand, mich zu begleiten. Zwei relativ kurze Wanderungen bieten sich an so einem Tag an: Der Hooker Valley Track vorbei am Mueller Lake zum Hooker Lake und im Nachbartal zum Tasman Glacier Ausblick.

Bei sehr stürmischem Wind besuchen wir beide Gletscherseen, die seit vielen Jahren immer größer werden, weil sich die Gletscher massiv zurückziehen. Über den gewaltigen Moränenrändern (Gesteinsschutt am der Seen) ragen die Berge in den Himmel - der höchste von ihnen ist der Mt. Cook mit immerhin 3724 m Höhe). Staubfahnen lösen sich bei stürmischen Wind aus den Schuttwänden und tragen fruchtbare Mineralien in die Tiefebene. Sie düngen die weite landwirtschaftlich genutzte Fläche der Canterbury Flats.
Obwohl das English der Beiden nur so "gut" ist wie mein eigenes (und das ist wirklich nur rudimentär), verbringen wir einen wunderbaren gemeinsamen Tag. Sie beiden sind Dankbar für meine "mutmachende" Begleitung und ich genieße einen perfekten Fahrservice selbst am späten Nachmittag wieder zurück nach Lake Pukaki.

Im nahegelegenen Twizel finde ich einen Platz in einem Hostel für die Nacht.

04. Februar 2024

Von Twizel nach Lake Ohau

Diese Strecke hätte ich mir gerne erspart. Fast 30 Kilometer und davon viele auf einer ewig langen Schotterstrasse und dann auf einem geteerten Radweg entlang des Sees. Und dabei hat es den ganzen Tag heftig gestürmt - was nicht viel geholfen hat in der Mittagshitze. Bin in der Mittagspause durch die Anstrengung unter der Sommersonne glatt eingeschlafen. Tat aber gut!
Jetzt liege ich erschöpft in meinem vom Sturm gebeuteltem Zelt am Lake Ohau und hoffe, dass es nicht noch schlimmer wird in der Nacht. Mein lädiertes Bein schmerzt - nicht nur wegen des Unfalls, sondern auch wegen der eintönigen Belastung auf den befestigten Wegen. Ich freue mich wirklich, in den nächsten Tagen wieder Wildnispfade unter die Schuhsohlen zu bekommen.

Inzwischen muss ich auch hoffen, dass meine Trekking-Schuhe noch bis Queenstown (nächste größere Stadt mit Einkaufsmöglichkeiten) durchhalten. Das sind noch etliche Tagesetappen, doch die Schuhe lösen sich nach den zahllosen Rivercrossings langsam auf. Drückt mir die Daumen, dass ich nicht eines Tages ohne Sohle oder so dastehe.

Einschub: Wenn man sich dazu entscheidet, auf eine dieser Etappen zu gehen, auf denen man mehrere Tage weitab der Zivilisation ist, nimmt man genug Essen. Ich nehme meist nur gerade ausreichend für die geplanten Tage mit, weil....ich muß das Mehrgewicht ja tragen. Sollte jetzt mein lädiertes Bein Schwierigkeiten machen und ich erheblich langsamer vorwärts kommen, würde ich im einsamen Hinterland ein Problem haben. Klar, man ist nicht alleine auf dem TA und es gibt immer hilfreiche Seelen. Aber es ist eben doch eine Überlegung, die man macht, bevor man wieder auf den Track geht.

Besuch an den Clay Cliffs von Omarama

Schon am Morgen begann dieser Tag gut: ein „Autowanderer“, der auch auf dem Campingplatz am Lake Ohau übernachtete, nahm mich mit nach Omarama, zurück zur Fernstrasse 8. Vom dortigen Campingplatz aus erwischte ich den nächsten Hitch, der mich zum Abzweig zu den Clay Cliffs brachte.

Auch da musste ich nicht lange warten: ein älteres einheimisches Ehepaar nahm mich mit zu der lokalen Sehenswürdigkeit. Während der alte Herr mit seinem Mountainbike Richtung Twizel entschwand, habe ich diese aussergewöhnliche Ansammlung aus Türmen und Schluchten auf Ton und Kieseln angeschaut. Ehemals von einem Fluß abgelagerte Sedimentschichten sind hier von Regen und Schmelzwasser erodiert worden - in den Alpen nennt man solche Formationen auch Erdpyramiden.
Zurück zur 8 ging es mit zwei jungen Männern in deren großen Wohnmobil – nach dem Motto: Wer fragt, bekommt meistens auch einen Hitch :-)

07. Februar 2024

Otematata nach Benmore Lookout

Heute hatte ich einen wunderschönen Ausflug zum Lake Benmore Lookout, gute 12km gewandert. Zum Nachmittag wurde es unglaubliche 27 Grad heiß (Hochsommer halt). Zur Abkühlung bin ich eine Runde im Fluß baden gegangen. Das war genial erfrischend und das Wasser kristallklar.
Am Rückweg hat mich ein netter LKW Fahrer mitgenommen. Er hat mir sogar was zu trinken und zu essen angeboten. Boahhhh war das Käseschinkenschneckenteil so lecker!
Jetzt sitze ich hier im tollen Aufenthaltsraum meiner Unterkunft und genieße den Schatten und die Ruhe für meinen Körper.

Vorhin habe ich noch im Supermarkt Nudeln mit Tomatensoße und Käse eingekauft. Da gibt es später deftig was zu futtern. Meinen Aufenthalt hier habe ich um zwei Nächte verlängert, es tut einfach gut hier zu sein.
Für morgen ist dann auch wieder eine Wanderung geplant, nicht zu lange und am besten so schön wie heute.

Planänderung
Wegen der Folgen von dem Radfahrer-Zusammenstoß und weil ich mich kränklich fühle, habe ich die nächste 4-5 Tagesetappe des Te Araroa nicht angetreten. Völlig im Hinterland ohne irgendwelche Notausstiege aus dem Track ist mir das im Moment zu heikel. Deswegen werde ich noch einige Kurztouren machen. Am 13. Februar treffe ich mich dann mit Tom (der sich in den Richmonds so heftig verletzt hat) und werde mit ihm gemeinsam NoBo Richtung Lake Wanaka laufen. Das ist zwar die gegenteilige Richtung wie ich (SoBo, south bound), aber so habe ich einen Wanderkameraden, der mich notfalls unterstützen kann. Da Tom gerne etwas später startet und ich die frühen Morgenstunden noch vor Sonnenaufgang liebe, werden wir uns meist erst abends an den Hütten wieder treffen: jeder kann wandern, wie es für ihn optimal ist und dennoch ist man immer wieder zusammen.
Wahrscheinlich werde ich mit ihm dann auch die weitere Teilstrecke nach Norden bis Lake Ohau gehen....und dann wieder nach Queenstown hitchen, um den Rest des TA nach Süden zu laufen. Dies der Plan im Moment mal.



9. Februar 2024

Isthmus Peak Track: Traumblicke ohne Massen

In der Nähe von Wanaka lockt der Mount Roy Track mit seinem aus Facebook bekannten Bild des einsamen Wanderers auf der Bergkuppe. Doch ich wollte die Massen dort meiden und habe mir gedacht, dass der Isthmus Peak Track eine lohnende Alternative ist.

Am Morgen war ich noch in Omarama. Aber das Glück war mir mal wieder hold: Eine ältere Dame (wie lang sagt man wohl „eine ältere Damen“, bevor man feststellt, dass man selbst eine „ältere….“?) nahm mich direkt die 120 km mit nach Albert Town am Lake Hawea. Und ein junges Paar brachte mich die 20 km weiter bis zu dem Ausgangspunkt des Isthmus Peak Track.


Der erste Abschnitt des Weges führt noch gemütlich dem Stewart Creek entlang. Doch bald wird der Anstieg steiler und steiniger. Aber die Anstrengung lohnt sich: Mit jedem Schritt gewinnt man an Höhe und der Blick auf den Lake Hawea, der sich tief unten erstreckt, wird immer spektakulärer.
Weiter oben windet sich der Pfad auf einen schmalen Bergrücken entlang. Links und rechts fällt der Blick steil ab und es geht lustig von Gipfel zu Gipfel: An Aussicht mangelt es nicht!

Schließlich erreichte ich nach über 1000 Höhenmetern Anstieg den Gipfel des Isthmus Peak (1385m). Die beiden Seen zu meinen Füßen, umrahmt von den majestätischen Bergen der Südalpen, bildeten ein Bild von unbeschreiblicher Schönheit. Der Lake Wanaka und der Lake Hawea glitzerten in der Sonne und spiegelten das Blau des Himmels. In solchen Moment fühle ich mich klein und gleichzeitig unendlich dankbar, verbunden mit der Natur und der Weite der Landschaft. Und das nahezu ganz alleine am Gipfel!

Während des Abstiegs genoss ich die Aussicht auf beide Seen, die sich wie ein Farbenspiel in der Landschaft erstrecken. Mit jeder Wegkehre entdeckte ich neue Details, die mich staunen ließen. Ein paar Rehe grasten ungestört am Wegesrand, die einzigen Zeugen meiner Wanderung.
Zufrieden und erfüllt erreichte ich am späten Nachmittag wieder das Ufer des Lake Hawea. Der Isthmus Peak Track bescherte mir einige unvergessliche Momente – traumhafte Ausblicke, abwechslungsreiche Natur und die wohltuende Stille der Berge. Ein Geheimtipp für alle, die abseits der Massen die Schönheit Neuseelands erleben möchten und ich bin ihn gewandert.

Auch wenn der Track keine sehr hohen technischen Ansprüche an den Wanderer stellen, ist Ausdauer, Schwindelfreiheit und Kondition gefordert. Offiziell ist der Rundweg mit 16 km und 5-7 Stunden Wanderzeit angegeben.

Jetzt liege ich zufrieden und erschöpft in meinem Zelt und spüre doch recht deutlich die Stelle, wo
der Radfahrer auf den Fuß getroffen ist. Ich beobachte das Ganze mit etwas Sorgen, hoffe aber das Beste!


10. Februar 2024

Von Lake Hawea zum Lake Wanaka.

Heute war es keine besonders lange Wanderung, aber sie bringt mich an den Ausgangsort, von dem aus ich nach Queenstown hitchen will, um dort Tom zu treffen.

Der TA bis zum Hostel in Wanaka war wundervoll und das Wetter sowieso traumhaft. War nach den 11 km Wanderweg dann Einkaufen und hab mir Gemüse mit Lamm gemacht - ohhhhh wie war das lecker!
Wäsche ist auch gewaschen und trocknet auf der Leine. Hab mir aus der Hikerbox Klamotten geliehen. So konnte ich alles was ich habe einmal wieder durch die Waschmaschine jagen.

12.02.2024 
Queenstown und der Wunsch nach wieder regelmäßigen Wandertagen

Einfahrt nach Queenstown

Der Bus von Wanaka nach Queenstown war ausgebucht und ich musste einen Hitch versuchen, um in die Hochburg der Outdoor-Sportarten zu kommen.  Immerhin 70 km auf der Cardrona Valley Road  durch die Berge. Tatsächlich hat mich erst nach ca. 45 Minuten eine nette Dame mitgenommen.  Sie wohnt am Lake Wakatipu und hat mich direkt mitten ins Zentrum gebracht. Juhuuuu, so war ich zur Mittagszeit schon in Queenstown.
Ein schöner Nachmittag und freudiges Wiedersehen mit Tom aus Belgien, meinem PCT Wanderfreund. Wir werden - beide angeschlagen von Verletzungen - zunächst eine 60 km lange Wanderrunde durch zwei Bergtäler inmitten der Zentralalpen machen. Die Steigung ist moderat, die täglichen Weglängen unter 20 km und die Rivercrossings wohl überwiegend recht einfach. Danach wissen wir, ob wir zurück auf den Te Araroa können. Wollen, tun wir beide! 

Endlich wieder den Flow erleben, wenn es tagelang durch das Hinterland geht und sich die Routine eines Fernwanderlebens einschleicht: Zelt abbauen, Frühstück machen, Losmaschieren. Irgendwo Mittagspause, Wasser filtern oder einfach nur mal den Ausblick genießen. Und wenn man am Tagesziel ankommt, entweder das Bett in der Hütte beziehen oder wieder das Zelt aufbauen, Essen machen und vielleicht noch etwas reden, bevor die Hikers Night einen früh in den Schlafsack schickt. Darauf freue ich mich am meisten nach den letzten zwei Wochen, in denen es irgendwie nicht richtig voran ging. Auch wenn die Ausflüge sehr schön und bereichernd waren.

Der Te Araroa ist nicht wie der PCT
Tom bestätigt, was auch ich sage und zahlreiche andere Wanderer, die einerseits einen der großen drei Fernwanderwege in Amerika gemacht haben (PCT, CDT oder AT) und den Te Araroa: Es liegen Welten zwischen den Wegen dort und dem Te Araroa. Das kommt auf meinen Bildern und Filmen nicht so recht raus. Liegt natürlich auch daran, dass ich genau dann, wenn es gefährlich oder sehr mühsam wird, die Kamera lieber sicher verstaue.
Natürlich können die Verhältnisse auf dem PCT in der High Sierra abhängig von der Schneesituation kritisch sein. Und die Hitze in den wüstenhaften Abschnitten macht die PCT Wanderer von den Wasserdepots der Trailangle abhängig. Doch insgesamt werden die Triple Crown Wege eben wesentlich stärker instand gehalten und haben eine längere Historie wie der TA.
Neben der gelegentlich nur spärlichen Ausschilderung mit orangen Dreiecken, die Pfadfinder-Fähigkeiten erfordert, sind es vor allem die langen Schlammstrecken nach Regen, die zahllosen, rutschigen Wurzeln im Weg, das Dornengestrüpp, dass ungebändigt immer wieder den Pfad zu erobern versucht....
Auch die Strecken durch hochmoorartige Landschaften strengen unwahrscheinlich an. Wenn man von vermeintlich festem Grasbusch zum nächsten tritt, der Wanderstock zur Hälfe im Morast daneben verschwindet und bisweilen auch der Fuß knietief einsinkt. Da können zwei Kilometer schnell zu einer gefühlt stundenlangen Quälerei werden, die einem viel Kraft abverlangt.
In den Bergen können Gerölllawinen wochenlang den Weg verschütten, bis er sich neu gebildet hat,  schwindelerregende Felsgrate und minimalistische Brücken, auf den Weg gestürzte Bäume werden erst mit großer Verzögerung geräumt und....über die Rivercrossings habe ich ja schon berichtet. Auf dem Te Araroa ist man - vor allem auf der Südinsel - auf den Strecken im Hinterland wirklich in der freien Natur. Nur der Trekking-Pfad selbst und die gelegentlichen Hütten lassen ein Stück Zivilisation erspüren.
Das alles kann sehr beängstigend wirken und sollte bedacht werden - vor allem, wenn das der erste große Fernwanderweg ist, den man gehen will.


Queenstown ist seit meinem letzten Besuch 2020 nochmals weiter gewachsen. Die Hotelbauten schießen aus dem Boden, wirken inmitten der grandiosen Landschaft unangemessen. Aber Queenstown ist unbestritten das Mekka für den Fun-Sport. Vom Bunjy Jumping (1988, Kawaru Bridge) über Skydiving, Wildwaterrafting und Speedboat fahren, von Klettern bis Heliskiing, von Ziplining bis Wintersport wird hier alles angeboten.

Ich habe erneut eine schöne und ruhige Unterkunft und zusammen mit Tom bleibt die Übernachtung bezahlbar. Nun brauchen wir nur noch einen guten Hitch zum Startpunkt der Wanderungen um den Mount Earnslaw. Aber darüber erzähle ich dann.



Vier Tage abseits des Te Araroa – der Rees und Dart Trail

Nördlich von Queenstown, Richtung des Zentralmassivs der Neuseeländischen Alpen, gibt es einen Trail, der es verdient hätte, einer der „Great Walks“ in Neuseeland zu sein. Doch die 86 km lange Runde im Mount Aspiring National Park ist an einigen Stellen zu wild, zu anspruchsvoll, um für alle Wanderer offen zu sein. Dazu regnet es häufig und starke Stürme können das Vorankommen in dem anspruchsvollen Gelände erschweren. Denn für die faszinierende Durchwanderung zweier atemberaubend schöner Flusstäler braucht es schon Erfahrung: Alpine Anstiege, Flußquerungen und schmale Pfade in steilem Gelände fordern.

Doch was habe ich dafür geboten bekommen! Schon alleine die Bergriesen mit ihren Hängegletschern, die über den beiden Tälern schweben, boten eine immer wieder beeindruckende, lohnende Kulisse. Und der Weg? Er leitet entlang der Flüsse, durch dichte Wälder, offene Wiesen und entlang steiler Hänge. Übernachtet wird in den Hütten oder im eigenen Zelt. Keine Strasse führt in diesen hinteren Teil der Täler und es gibt keinen Mobilfunk.

Wenn ich sagen müsste, welches bis hierher der schönste Weg war, ich würde sofort den Rees-Dart Track nennen. 

Der Start am Muddy Creek (400 m) ist eine Talwanderung „at it best“. In offener Tussock-Gras Landschaft ging es weitgehend eben hinein ins weitoffene Tal. An der Rock Shelter Hut haben wir angesichts des heftigen Regens und der Wolken im Tal einen Tag ausgesessen. Auch, weil es danach dann sehr viel steiler bergauf geht. Die ausgewaschenen Bachbetten zeigen deutlich, dass bei heftigem Regen hier auch urgewaltige Wassermassen herabkommen und das Queren unmöglich machen können. Ausserdem war der Tag Ruhe gut für unsere lädierten Glieder. Allerdings mussten wird dann am nächsten Tag volle 28 km wandern, denn der Shuttle für den Rücktransport nach Queenstown war für ein festes Datum geordert. Ich war ziemlich fertig an dem Abend nach den vielen Höhenmetern und der weiten Strecke.

Der höchste Punkt ist der Rees Saddle (1447 m), den Tom und ich bei schönstem Wetter erreichten. Der Abstieg ins Dart-Tal von hier aus ist spektakulär. Hoch über dem felsigen Bachtal geht es entlang im steil eingeschnittenen V-Tal, bis man die Snowy Creek Bridge erreicht. Gut, dass es sie gibt, denn die Querung des herabstürzenden Baches wäre hier schon gefährlich.

Ab der Rees Hut wird der Weg dann wieder moderater und bietet erneut wunderschöne Ausblicke - aber auch morastige Wiesen nach intensivem Regen. Zum Glück hatten wir schönes Wetter und konnten auch diese Strecke richtig genießen.

Ein Shuttle braucht man, um über die Gravelroads den Start- und Endpunkt zu erreichen. Da wir einen Tag wegen des Regens ausgesetzt hatten, mussten wir am Ende die 4-5 Tage Runde in drei Tagen machen. Etliche hatten aber das Shuttle durch den erzwungenen Pausentag nicht erreicht und so kam es, dass der Kleinbus rappelvoll war. Ich hatte Glück und fuhr mit einem Spanier, der „natürlich“ schon einen Pilgerweg gewandert war, zurück nach Queenstown.
Schnell Resupply und Wäsche waschen, denn am nächsten Tag geht es weiter!

18.02.2024 - 23.02.2024
Von Queenstown NoBo auf dem Te Araroa nach Wanaka

Der Trailguide des Te Araroa bezeichnet die Strecke als "besonders anspruchsvoll". Tatsächlich geht es auf den 107 km zwischen Queenstown bis Wanaka vier Mal steil bergauf. Rund 3.000 Höhenmeter sind zu bewältigen mit zahlreichen Querungen von steilen Schuttrinnen und zahlreichen Bächen. Auf etlichen Kilometern gibt es keine Möglichkeit, seine Wasserflaschen wieder aufzufüllen und an anderen Stellen kann gestiegener Wasserstand den Wanderer zu einem weiten Umweg zwingen.
Von Queenstown nach Arrowtown (30km) heißt der Weg Wakatipu Track und ist ein gepflegter Wanderweg. 

Doch die folgenden 80 km auf dem Motatapu Track werden wegen ihrer abgelegenen Lage nur gelegentlich gepflegt und der Pfad durch die steilen Schuttflächen neu heraus gearbeitet.

Ein Gedanke, der sich immer wieder auf dem Weg in meinem Kopf formte, beschreibt diese Stellen wie folgt: "Wie, das soll ein Weg sein? Spinnt ihr?" :-)

Die Erzählung geht bald weiter!

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  • Eine kurze Beschreibung eines Pausentages und was man da so alles macht:



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25. - 28. Februar 2024
Gillespie Pass Track - schöne Wanderrunde im Mt. Aspiring National Park

Makaroa mit seinem sehr schönen Campingplatz liegt etwas nördlich des Lake Wanaka. Der Flecken ist Ausgangspunkt für eine schöne Wanderrunde in die Berge. Die Gegend ist wegen ihrer großen Naturschönheit seit 1991 als „South West New Zealand World Heritage Area” geschützt.

Der Gillespie Pass Circuit im Mount Aspiring National Park ist ein 56 km langer, hufeisenförmiger Wanderweg. Er erfordert 3-4 Tage Zeit und ist als ziemlich anspruchsvoll beschrieben - es geht hinein in die Neuseeländischen Alpen mit alpinen Auf- und Abstiegen. Von Makaroa fahren die meisten mit dem Speedboot zum Einstieg in die Wanderung am Young River. Obwohl das hin und vier Tage später zurück rund 70 EUR kostet, habe ich mir den Luxus auch gegönnt. Spart nicht nur anderthalb Tage Wegstrecke, sondern hat auch absolut Spaß gemacht. Die kleinen, wendigen Speedboote rasen über einen hauchdünnen Wasserfilm, dass man meint, gleich setzt der „Pilot am Steuer“ das Teil auf Grund. Aber nein, es geht halsbrecherisch immer weiter.

Von der unscheinbaren Anlegestelle (die Flüsse können bei Unwetter das ganze Tal füllen und sind in der Trockenzeit sehr niedrig - daher war die Anlegestelle eigentlich nur eine x-beliebige Stelle am Urwaldrand)  geht es hinein in das knapp 10 km lange Tal. Zunächst durch dichten Urwald und Buschlandschaft folgt man dem Fluß. Nach 7 km geht es dann fast 300 Höhenmeter hinauf zur Young Hut. Bis hierhin war es ein gemütlicher Wanderweg und viele der Bäche sind mit Brücken überspannt. Einzig die Sandflies sind…wie soll man es beschreiben: Manchmal erscheint einem jeder andere Ort auf der Welt erstrebenswerter, wie inmitten einer Wolke dieser hartnäckigen Blutsauger zu laufen. Da nützt auch Einreiben nicht so viel.

Am nächsten Tag wird der Weg alpin. Steil steigt der Weg auf 5 km Strecke 1000 Meter in die Höhe. Schon bald lässt man die Baumgrenze hinter sich. Hier gab`s dann auch das letzte Wasser für den Rest des Tages – also auffüllen! Zum Glück war dann mit zunehmender Höhe auch für die Sandflies Schluß!

Der Weg zum Gillespie-Pass (1600 m) ist teilweise so steil, dass man die Hände nutzen könnte. Auf dem schmalen Pfad und den steilen Grashängen ist es bei Nässe echt absturzgefährlich. Aber ich hatte bestes Wetter und oben auf dem Sattel einen grandiosen Ausblick auf den Mount Awlful.

So steil es bergauf ging, so steil ging es auch wieder bergab. Deswegen gilt der Gillespie Pass Circuit auch als anspruchsvoll und gefährlich.

Leider rutschte ich einmal aus und der Schmerz schoß mir in den Rücken – meine Schwachstelle. Zunächst merkte ich nicht viel, doch ab dem Gillespie Stream am Talboden spürte ich es immer mehr. Nach einer Stunde an der Siberia-Hütte (630 m) war ich froh, als das Zelt aufgebaut war und ich eine Schmerztablette nehmen konnte.

In der klaren Bergluft wurde die Nacht richtig kalt. Kaum zu glauben, dass es Hochsommer ist! Ich kam am Morgen kaum aus dem Zelt, so Rückenschmerzen hatte ich.
Dennoch wollte ich zu dem hochgelobten Crucible Lake (1172 m) aufsteigen. Allerdings ist der Weg entlang eines Wasserfalls echt krass steil. Ich hatte meine Wanderstöcke zurückgelassen (sie sind ja die beiden Pfosten, mit denen mein Zelt aufgespannt wird), doch der selbstgebastelte Ersatzholzstock half ein wenig. Dennoch gab ich kurz vor dem See auf. Meine Rückenschmerzen waren zwar durch die Schmerztabletten betäubt, aber ich spürte dennoch, so durfte ich nicht weitergehen. Und bekanntlich ist der Abstieg oft belastender wie der Aufstieg.

So bin ich also angewiesen auf Bilder einer jungen Deutschen, die bis oben hoch gegangen ist und davon berichtete, wie schön die Spiegelungen der umgebenden Berge in dem Gletscherkar-See waren.

Die zweite Nacht an der Siberian-Hut (Sibirien – Hütte) verbrachte ich in der Hütte. Angemeldet war ich nicht, aber zum Glück war ein Platz frei. Noch eine kalte Nacht im Zelt wollte ich meinem Rücken nicht zumuten!

Als kleine Gegenleistung habe ich in der Hütte aufgeräumt und den Abfluss des Waschbeckens frei gemacht. Wie? Ich habe eine der leeren Plastikflaschen genommen und alle anderen Öffnungen abgedichtet….und dann kräftig mit der Flasche Luft in den Abfluss gepresst. Und siehe da: es hat geklappt!

Am nächsten Tag ging es dann früh in Richtung Wilkin Valley. In der Früh schwebte Nebel über dem Talboden, eine sehr mystische Stimmung. Im steilen Zick-Zack geht es entlang der Siberian Gorge hinab ins Wilkin Tal. An der Kerin Forks Hütte, noch tief in den Bergen, ist dann tatsächlich eine Anlegestelle des Speedboats, das einen über den flachen Wilkin River wieder zurück nach Makaroa (Campingplatz) bringt. Was eine geile Fahrt durch das sich weitende Tal.

Link zum Weg: https://www.doc.govt.nz/

1. März 2024
Aufstieg auf den Hausberg von Makaroa, den Mount Shrimpton

Die Zeilen dazu finden sich im dritten Wandermonat :-)

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