Insel der Sehnsucht - Woche 2

Nachdem wir in der ersten Woche mit einem kleinen Camper unterwegs gewesen waren, haben wir für die restlichen 13 Tage einen geländegängigen Jimny gemietet. Das bedeutet zwar Komfort-Verlust, denn wir müssen nun mit Zelt Campen. Doch das Wetter spielt fabelhaft mit. Inzwischen sind Spitzentemperaturen von 27 Grad erreicht und wir wandern in kurzen Hosen. So ist auch das Zeltleben aus dem "Kofferraum" des kastenförmigen Geländewagens eine Wucht. Und gelegentlich genehmigen wir uns ja auch ein Bad in einer der warmen Quellen. Allerdings sind sie inzwischen fast alle kommerzialisiert.

Ausgangspunkt ist wieder Reykjanes, wo wir den Jimny abholen. Nach einer Wiederholung eines Teils der "Golden Route" (Gulfoss, Geysir)" haben wir zunächst noch ein klein wenig den Westen der Insel bereist. Der Hraunafoss ist ein lohnendes Ziel, denn der Wasserstrom unter dem Lavafeld entlang, der hier sich dann in den Fluß stürzt, ist schon etwas ungewöhnliches. Doch dann ging es endgültig ins Landesinnere und hinauf in den Norden - knapp unter dem Polarkreis. Die Tage sind also nahezu endlos und wir sind immer gute 14-16 Stunden auf den Beinen.


13. Juni 2023 - Hochlandstrass 35 und Kerlingarfjell

Auch wenn der Jimny ein geländegängiger Wagen ist, bleibt die Fahrt über die raue Hochlandpiste eine Anstrengung. Inmsofern ist der Abstecher in das Kerlingarfjell-Gebirge eine willkommene Abwechslung. Allerdings ist der wahre Grund für einen Besuch der abgerundeten Vulkanberge das hochgelegene Thermalgebiet. Noch ist es frei zugänglich, doch in dem ehemalig recht einfachen Basislager für die Sommerski-Fahrer entsteht 2023 ein Luxusressort mit 80 Betten. Es ist absehbar, dass nach Wegfall der einstigen Attraktion, der knapp 1.400 m hohen, ehemals vergletscherten Gipfel des Fannborg und Snaekollur, das Thermalgebiet ins Visier für zusätzliche Einnahmen rückt.


14. Juni 2023 - Fahrt zur zweitgrößten Stadt Akureyri, Walsafari in Husavik

Auf unserem Nachtplatz an der Ringstrasse haben wir uns von der Strapaze der rauen Piste 35 erholt und sind dann weiter nach Akureyri. Allerdings haben wir die zweitgröte Stadt Islands nur zur Verproviantierung genutzt. Bei dem schönen Wetter zug es uns eher Richtung Husavik, wo wir eine Walsafarie gebucht hatten.

Das war ein herrliches Abenteuer. Fast wie Michelin-Männchen sieht man in den dicken Überlebensanzügen aus. Sie schützen einen selbst einem Sturz ins eiskalte Wasser des Nordatlantiks lange Zeit vor dem Erfrieren.
Etliche Fluken und Walbuckel waren der Lohn für das mulmige Gefühl auf der schwankenden Nussschale.


15. Juni 2023 Aldeyjarfoss, Godafoss, Myvatn, Richtung Detifoss

Ein Randvoller Tag bei schönstem Wetter wurde der 15. Juni. Von Husavik aus ging es zunächst an den Myvatn. Leider nimmt auch hier die Kommerzialisierung immer mehr zu. Parkplatzgebühren sind nahezu überall an den wesentlichen Sehenswürdigkeiten üblich geworden.

Die berühmten Pseudokrater am Südrand des flachen Myvatn haben wir uns vom kanpp 400 m hohen Vindbelgarfjall angeschaut. Der Aufstieg auf den Berg ist an sich recht einfach und das Wetter ist unglaublich gut - dennoch treffen wir nur auf ganz wenige Menschen. Dabei ist die Übersicht über das Myvatngebiet von hier oben genial und grandios.

Und weil ich es bei der Herfahrt vergessen hatte, fahren wir ein wenig zurück zum Godafoss (dem Götterwasserfall direkt an der Ringstrasse) und dann weiter zum Aldeyjarfoss. Dieser Wasserfall mit markanten Basaltsäulen in seiner Schlucht liegt am Anfang der wirklich noch wilden Hochlandpiste F26 (Sprengisandur, 200 km von Godafoss bis Haifoss)


16. Juni 2023 Detifoss (Ostseite), Asbyrgi

Natürlich darf man nicht in Ostisland sein, ohne den Dettifoss zu besuchen. Der gewaltige Strom fördert enorme Mengen Wasser, Schlamm und Geröll vom Vatnajökull nach Norden. Der Dettifoss ist nur einer von mehreren lohnenswerten Wasserfällen in der Jökulsa-Schlucht. Die östlich liegende Strasse ist zwar unbefestigt, aber gut zu fahren. Mit unserem Jimny können wir aber auch die wesentlich rauere 862 auf der westlichen Seite nutzen.

Wir besuchen den Hafragilsfoss und die durchaus als spektakulärer zu bezeichnende Seite des Dettifoss, denn hier steigt die Gischt des tief hinabstürzenden Wassers auf. Bei Sonne bildet sich ein herrlicher Regenbogen.

Wir übernachten in einem ehemaligen Lavastrom, der wie eine Schutzmauer eine weite Schlucht umgibt. Die Wanderung in der Nähe der Lavaburg Asbyrgi ist herrlich und die Natur explodiert nach den etlichen warmen Tagen der letzten Zeit.

17. Juni Fahrt vom Dettifoss auf die einsame Ringstrasse 1, Abstecher nach Bakkagerdi

Nach einigen Kilometern zurück über die 862 sind wir wieder auf der Ringstrasse 1. Sie führt nun durch das sehr einsame und dünn besiedelte Ostisland. Hier ist der vulkanische Charakter fast noch mehr spürbar wie auf der F35 Hochlandstrasse.
Kurz vor Egilstadir biegen wir ab und fahren an Kirkjubaer vorbei weiter. Wir hoffen, in dieser einsamen Gegend noch einige Papageientaucher beobachten zu können.

Und tatsächlich, die kleinen putzigen Vögel landen direkt neben uns permanent mit Schnäbeln voller Sandaale und verschwinden damit in ihren Brutröhren.

Manche scheinen richtig ein Gen zum Modeln mitbekommen zu haben, so hervorragend stellen sie sich in Pose. Der Platz ist aber auch einfach genial. Man sitzt im Grunde genommen mitten im Brutgebiet auf einer Aussichtsplattform. Wenn man leise und behutsam ist, kommen die Vögel fast auf Armlänge heran. Ich bin noch am gleichen Abend lange dort bei den Vögeln - mit dem Ziel, auch morgen dort auf schöne Aufnahmen zu warten.

18. Juni 2023 Ruhetag und Puffin-Tag

Kathrin hat eine schlimme Nachricht erhalten und braucht Zeit, um sie zu verarbeiten. Und weil es im Rest von Island schon anfängt mit dem schlechter Wetter, nutzen wir die Sonne aus, um nochmals Ausflüge zu verschiedenen Brutplätzen zu unternehmen. Der Tag ist sonnnig, warm und bereitet mit seinem blauen Himmel selbst der betrübten Kathrin Freude.

19. Juni 2023 Wanderung in Richtung eines Gletschers

Die Gegend um unseren Campingplatz ist zwar am Ende einer Stichstrasse. Nirgends geht es mit einem Auto weiter - aber Wanderwege gibt es einige. Einer führt bis hinauf auf den Gipfel des Dyrfjöll. Den knapp 900 m hohe Berg besteigen wir allerdings nicht, denn weder das Wetter (der Gipfel hängt meistens in Wolken) noch die Wegverhältnisse (im eh schon weglosen Gelände liegt weiter oben noch reichlich Schnee) lassen das zu. Doch auch so haben wir einen schöne Ausblick bei herrlichem Sonnenwetter.

Ausserdem sichten wir eine Herde Rentiere. Sie wurden vor zwei Jahrhunderten aus Lappland hier eingeführt und vermehren sich langsam. Insgesamt gibt es etwa 3000, die sich hauptsächlich hier im Osten Islands aufhalten. Trotz der scheinbar großen Zahl sind die Tiere nur selten zu sehen in dem riesigen, menschenleeren Gebiet.

20.Juni 2023 Regenwetter und Weiterfahrt nach Höfn an der Südküste

Nun hat das schlechte Wetter auch den Osten Islands erreicht. In einer Regenpause bauen wir das Zelt ab und packen es naß, wie es ist, in den Kofferraum unseres Jimny. Auch wenn das Wetter wohl bis zu unserem Rückflug nicht wieder so schön werden wird wie die vergangene Woche, so soll es doch auch viel regenfreie Zeit geben - mal sehen!!

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