Die elektrische Ausrüstung – wie an ausreichend Strom kommen?
Fernwanderer müssen sich nicht nur um Verpflegung und Unterkunft kümmern, sondern auch um die Stromversorgung ihrer elektronischen Geräte. Diese sind mittlerweile unverzichtbar für Navigation, Kommunikation und Dokumentation (Kamera). Auch die Stirnlampe braucht ggf. Strom.

  1. Die Powerbank sollte zwischen 10.000 bis 20.000 mAh Speicherkapazität haben. Mehr wiegt zu viel, weniger reicht höchstwahrscheinlich nicht aus. WICHTIG: Die Powerbank selbst muss schnell geladen werden können (schnellladefähig sein)!!
  2. Solarladegerät, Solarpanel: Relativ kleine und leichte Solarmodule laden sehr langsam (5-10W), Solarmodule über 30W sind ultimativ zu schwer und groß. Ein guter Kompromiss ist 20W. Diese Ladeleistung sollten Kabel und Powerbank ausnutzen können!
  3. Geeignete USB-Kabel verwenden. Sie müssen entweder QC- oder USB-PD schnellladefähig sein, keinesfalls nur um die 10W (bzw. 5V bei 2,1….2,4A) liefern. Hilfreich: Blaue Kunststofflippe im "großen" USB-Stecker: USB 3.0 (schnell), Türkis/Lila: USB 3.1 (schneller, USB-C Stecker, höherer Ladestrom), Orange/Rot: spezielles Schnellladekabel.
  4. Datenträger wie SD-Karten oder Micro-SD Karten sind robuste Speicher. Dennoch empfiehlt sich eine zusätzliche Datensicherung auf einem zweiten Datenträger (mögliche Lösung s.u.)


Neben den Big Three „Zelt, Schlafsack und Rucksack“ tragen natürlich viele weitere Ausrüstungsgegenstände dazu bei, den vermutlich ultraleichten Rucksack eines Weitwanderers schwerer zu machen. Und da sind dann noch gar nicht der Proviant und das Wasser für mehrere Tage im Hinterland enthalten.

Kaum jemand wird heute mehr auf eine solche Wanderung gehen ohne Geräte, die elektrisch betrieben werden und gelegentlich aufgeladen werden müssen (wobei es natürlich möglich ist, ganz ohne auszukommen!). Typische Geräte sind Sportuhren (ggf. mit GPS, was die Batterielaufzeit sehr stark beeinflusst), das Mobiltelefon, eine Actioncam, eventuell ein Satelliten-Kommunikationsgerät und die Stirnlampe.
All diese Geräte haben heute einen Akku, der wieder aufgeladen werden kann…..normalerweise aber erst, wenn man wieder in der Zivilisation ist und eine Steckdose in Reichweite ist. Typischerweise entweder auf einem Zeltplatz oder einem Zwischenstopp in einer Restaurant oder einem Kaffee.

Nehmen wir für diese Situation als Extremfall mal an, die Akku`s aller Geräte sind nach vier Tagen in der Wildnis leer: an nur einer Steckdose werden wir alle Geräte gleichzeitig kaum laden können. Und hintereinander dauert sehr lange – Zeit, die wir während eines Resupply, einer Pause in einem Kaffee oder bei einem freundlichen Mitmenschen nicht haben. Und mehrere Ladenetzteile oder etliche Kabel sind auch keine Lösung dabei, Gewicht zu sparen.

Eine heute übliche Lösung lautet „Powerpack“. Diese tragbaren Stromspeicher können auch unterwegs Geräte nachladen, während man weiterwandert. Sie erhöhen die Einsatzdauer der elektrischen Geräte und sind ein Backup, wenn mal etwas Unerwartetes eintritt.

1.) Was gibt es zu beachten bei dem Kauf einer Powerbank?

Es gibt zahllose Angebote für diese Stromspeicher. Da die in ihnen enthaltenen Batterien ein bestimmtes Verhältnis zwischen Gewicht und Speicherkapazität haben, bedeutet eine Verdopplung der Kapazität auch gleichzeitig eine annähernd gleiche Gewichtssteigerung. Für Thru-Hiker hat sich eine Speicherkapazität von 10.000 mAh (Milliamperestunden) als geeignet herauskristallisiert. Wer viel fotografiert und filmt wird vermutlich mehr benötigen, wer nur Sportuhr und Stirnlampe verwendet, dem reichen vermutlich auch 5.000 mAh.

Viele der Geräte protzen damit, wie schnell sie heutige schnellladefähige Geräte aufladen können. Während früher schon 5V und 2A als viel galten (das entspricht 10 W), werden moderne Handys mit Quickcharge-Möglichkeit bis zu 100W angeboten. 100W bedeutet über den Daumen, dass das Handy in 1/10 der Zeit geladen wird wie mit einem Standard-Ladenetzteil. Oder mit anderen Worten: statt vielen Stunden braucht man auf diese Weise nur einige zig Minuten bis eine Stunde zum Laden. Ein genüßlich getrunkener Kaffee und ein leckeres Stück Kuchen oder eine deftige Mahlzeit reichen, das Handy wieder aufzuladen.

Was weniger bekannt ist, dass sehr viele Powerbanks selbst nur sehr langsam aufgeladen werden. Das schont zwar die Batterien (sie werden elektrochemisch weniger belastet), aber so dauert das Laden der Powerbank viele Stunden.
Faustregel: Powerbanks sollten also nicht nur schnell laden können, sondern auch schnell GELADEN werden können! Als typischen Kennwert gilt auch hier die Ladeleistung in W.

So, wie viele Powerbanks Geräte mit z.B. 45 W oder 60 W laden können (Output), sollten sie auch mit diesen Leistungen geladen werden können (Input). Denn ein 100W Netzteil (das schon recht schwer ist) nutzt nichts, wenn die Powerbank nur 10W durchlässt zum Laden der Akku`s.
Eine Powerbank, die schnell wieder aufgeladen ist, verkürzt die Aufenthaltszeit und steht schnell wieder zum Nachladen der anderen Geräte zur Verfügung.

Die leichtesten 10.000mAh Powerbanks liegen bei 100….150 gr Gewicht. Bis auf wenige Ausnahmen ist auch zu beachten, dass Lithium-Ionen-Batterien bei Temperaturen unter 0°C sehr viel ihrer Speicherkapazität verlieren. Man tut gut daran, sie nah am Körper zu tragen, wenn es durch eine winterliche Landschaft geht.

Eine der wenigen Ausnahmen ist die „Nitecore Summit 10.000“, die sehr leicht ist und kälteresistent. Die extrem abgespeckte Powerbank liefert allerdings auch „nur“ 20W Ausgangsleitung und wird mit maximal 18W geladen – rein rechnerisch sind das etwa 130 Minuten zum Aufladen von 0 auf 100%. Bei 65 W Eingangsleistung wären es gerade mal etwas mehr wie eine halbe Stunde.

2.) Welches Solarpanel für den Thru-Hiker

Um anzuknüpfen an das zuvor gesagte: Ein 30W Solarpanel nützt wenig, wenn der Powerpack sich nur mit maximal 10W laden lässt. Denn dann wird nur ein Drittel der theoretisch nutzbaren Strommenge eingespeichert und es dauert „ewig“, bis das Powerpack wieder voll ist. Es lohnt sich also, darauf zu achten, dass Solarpanel und Stromabnehmer zueinander passen.

Die meisten Quickcharge-fähigen Handies nutzen die volle Leitung eines Solarpanels aus – die Sportuhr, die Stirnleuchte oder die Actioncam eher nicht. Sie werden nur langsam geladen und die vom Solarpanel zur Verfügung gestellte Energiemenge wird gar nicht abgerufen.
Faustregel: Leistung Solarpanel = Eingangsladeleistung des Powerpacks

Ob das Solarpanel nun 10W, 20W, 30W oder mehr Leistung in Watt hat hängt von zahlreichen Faktoren ab. Der erste und wichtigste: Mehr Leistung bedeutet mehr Gewicht!
Ein weiterer Faktor ist die Effizienz. Denn nur in besonderen Ausnahmefällen wird man immer einen strahlenden Sommertag haben oder eine lange Pause an einem Ort machen, an dem die Sonne die volle Leistung aus dem Solarpanel herauskitzelt. Kritischer sind die Momente, wenn es tagelang trüb ist – dann produzieren Solarpanels deutlich weniger Strom.

Statt mit nur einem Ausgang an zwei Ausgängen Geräte an das Solarpanel anschließen zu können, kann hilfreich sein. Mehr Leistung wird deswegen nicht zur Verfügung gestellt, sondern nur auf die angeschlossenen Geräte aufgeteilt!

Empfehlung: Man schließt das Mobiltelefon nicht direkt an das Solarpanel, sondern an die Powerbank an. Das Smartphone wird später an der Powerbank geladen. Schwankende Sonneneinstrahlung und damit schwankender Ladestrom wird von eine Powerbank besser verkraftet wie von einem Handy-Akku.

Durchaus nicht unüblich ist das Entfernen der schützenden Stoffhülle. Mit Schere und Messer werden die Nähte aufgetrennt - übrig bleiben die in Folie eingeschweißten Solarmodule und die Verbindungskabel. Natürlich ist die mechansiche Belastbarkeit deutlich reduziert - mit etwas Geschick kann man das aber ausgleichen.

Eine gute Ausgewogenheit zwischen Gewicht und Leistung bietet zum Beispiel das BigBlue 20W ETFE-Solarladegerät. ETFE-Folien sind extrem langlebig während die übliche PET-Folie nur einige Jahre UV-Bestrahlung aushält.

3.) Auch wichtig: die richtigen Kabel

Ein leistungsfähiges Solarpanel und eine geeignete Powerbank sind jedoch wenig brauchbar, wenn man Kabel verwendet, die nur wenig Stromfluß zulassen. Es gibt USB-Kabel, die nicht schnellladefähig sind und nur 5W oder 10W Ladestrom zulassen. Es lohnt sich, hier entsprechend geeignete Kabel für hohe Leistungen (Fast Charge, Schnellladekabel, Ausgangsleistung 12V/3,1A, usw.) zu verwenden. Meist sind das die beigelegten Kabel bei den Geräten. Leider ist von aussen kaum zu erkennen, ob es sich um ein schnelles Kabel handelt - schnell für Strom und für Daten. Hat man ein geeignetes Kabel gefunden: am besten dauerhaft markieren, damit es immer als solches erkannt wird.

Datenübertragung: Für diejenigen, die Daten von ihrem Mobiltelefon, von ihrer Actioncam oder z.B. einer Drohne auf eine externes Speichermedium (SSD) übertragen wollen, ist zudem wichtig, dass das USB-Kabel mindestens den USB Standard 3.0 oder 3.1 unterstützt (schlecht: USB 2.0; besser: 5-10 Gbps (Gigabyte per Second)). Sonst wird das Übertragen von Daten zum Geduldsspiel und saugt den Akku leer.

USB Stecker Farbcode

Farbcode der Stecker:

  • Schwarzer/Weiß: USB 1.0 oder USB 2.0 (veraltet, sehr, sehr langsam)
  • Blau: USB 3.0 (schnelle Datenübertragung, moderate Stromversorgung)
  • Türkis/Lila: USB 3.1 (USB-C Stecker, hohe Datenrate, hoher Ladestrom)
  • Gelb: Anschluss mit permanenter Stromversorgung (Sonderform, im Outdoorbereich unwichtig)
  • Rot/Orange: Ladekabel für hohe Stromstärke (häufig USB 3.0, also auch schnelle Datenübertragung)

4.) Datensicherung auf langen Touren

Wer später über seine Reise berichten möchte, wird währenddessen Bilder und Filme machen. Heutige Preise für die Speicherkarten sind vergleichsweise so gering, dass man selbst mit speicherplatzhungrigen 4K-Filmen keine Probleme hat: Man kauft sich einfach ein paar mehr der ultraleichten und kompakten Speicherkarten.

Aber Achtung: auch diese robusten Speicher können kaputt gehen. Es wäre doch zu schade, wenn die Bilder und Filme der ersten Hälfte einer Fernwanderung unwiederbringlich verloren sind. Deswegen empfiehlt es sich, eine Sicherung zu machen. Diese kann über einen entsprechenden Dienst natürlich in der „Cloud“ erfolgen. Doch das kostet Zeit und Übertragungsvolumen, was bei den meisten Mobilfunk-Verträgen teuer werden kann. Auch einen WLAN-Zugang zu finden, der ausreichend schnell ist, kann bisweilen schwer werden.

Ein gutes Setup ohne die Notwendigkeit, einen Laptop dabei zu haben, ist die Übertragung von der Speicherkarte (SD-Card) auf eine externe SSD (leichte, kleine SSD-Festplatten) mit Hilfe eines modernen Mobiltelefons. Es gibt USB-C Adapter, die gleichzeitig einen Leseschlitz haben für SD-Karten (Micro-SD) und eine USB-Buchse zum Anschließen der SSD-Festplatte. Auf dem Handy kann man dann die Daten von der Speicherkarte auf die Festplatte kopieren und hat somit ein Backup.

Prinzipbild: rechts das Handy mit USB-C Anschluß, weiß der Adapter zum Lesen der SD-Card und mit einem USB-Anschluß (z.B. bei Amazon). Die SSD von Sandisk ist nur exemplarisch, doch damit funktioniert es (exFAT Formatierung). Es funktioniert aber auch z.B. mit Samsung SSD T7 Shield und anderen SSD-Festplatten oder NVMe-Speichern. Keinesfalls etwas mit mehr als 2 Terabyte kaufen, sondern dann lieber 2x 2TB.
Wichtig: Ein geeignetes Datenkabel verwenden, damit die hohen möglichen Geschiwndigkeitden der Datenübertragungen moderner SSD- und SD-Karten ausgenutzt werden kann. Alle Geräte werden von dem Mobiltelefon mit Strom versorgt: 10 GB Datenübertragung können durchaus -5% Restlaufzeit bedeuten.
Die Bordmittel von Android reichen für die Datenübertragung aus (copy and paste und Ordner neu erstellen).

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