Vom Mut, eine Fernwanderung zu beginnen

Eine Fernwanderung ist eine einzigartige Erfahrung. Sie wird dich bereichern, sie wird dich jedoch auch an die eigenen Grenzen bringen. Das gilt vor allem auch für Alleinwanderer. Fernwanderungen sind eine Herausforderung für Körper und Geist. Eine gute Vorbereitung und Ehrlichkeit sich selbst gegenüber sind wichtig, um erfolgreich zu sein. Auch die Bereitschaft, im Zweifelsfall umzukehren, ist wichtig.

  • Was treibt mich an? Warum diese Fernwanderung?
  • Wie fit bin ich? Wie vorbereitet bin ich?
  • Weiß ich gut genug, worauf ich mich einlasse?
  • Wenn ich alleine wandere: Komme ich mit dem Alleinsein zurecht?
  • Kleine Erkenntnisse vom Wegrand

Ich will an dieser Stelle nicht auf die äußeren Herausforderungen (Ausrüstung, Planung, Training) eingehen – die habe ich an anderer Stelle auf meiner Seite bereits beschrieben. Hier soll es mehr um die mentale Herausforderung gehen. Was der Weg mit einem innen drin womöglich macht.

Eine Fernwanderung, vor allem die erste, ist darum auch ein 'Erfahrungen sammeln' über sich selbst. Wie man mit neuen, bislang unerprobten Situationen umgeht, wie man mit langem Alleinsein (wenn man alleine unterwegs ist) zurechtkommt und auch wie man langweiligen Wegstrecken dennoch etwas Positives abgewinnt. Man lernt Stärken und Schwächen kennen, die im gewohnten Alltag nicht abgefordert werden und deswegen auch nicht auftauchen.

Wer mit einer solchen, oft auch kostspieligen, Weitwanderung liebäugelt und noch keine großen Erfahrungen in diesem Bereich gesammelt hat, sollte sich selbst gegenüber in seiner Selbsteinschätzung sehr ehrlich sein. Selbstüberschätzung und Fehleinschätzungen mangels Erfahrung werden sich bei monatelangen Wanderungen immer in der einen oder anderen Weise rächen. Sei es, dass man körperlich sich übernimmt, beispielsweise mit der Streckenplanung während des Weges nicht zurecht kommt oder metale Überlastung empfindet.

Junge Menschen haben oft einen "Vorteil". Ohne negative Vorerfahrungen stürzt man sich in ein neues Abenteuer, das jeden Tag spannend, interessant und belebend wirkt. Auch erholt sich der jüngere Körper häufig deutlich schneller von Strapazen und Anstrengungen. Doch eine Fernwanderung stellt irgendwann jeden auf die Probe – für manchen jungen Wanderer vor eine unerwartet schwere Prüfung. Deshalb ist auch der prozentuale Anteil an „Abbrechern“ in dieser Altersgruppe hoch.

Vorbereitung - Training

Hat man die Entscheidung getroffen, sich auf ein solches Abenteuer einzulassen, sollte man zur nächste Frage weitergehen:
Bin ich dafür wirklich bereit oder denke ich nur, ich sei bereit? Weiß ich überhaupt, worauf ich mich da einlasse oder vertraue ich nur darauf, dass sich schon alles zum Guten wenden wird? Weiß ich, ob mein Körper die Strapazen einer wochen- und monatelangen Dauerbeanspruchung standhält? Und wie gehe ich mit Situationen um, die mich stressen oder sogar in Angst versetzen? Habe ich eine Vorstellung davon, was das alles sein könnte?

Auch zu den Fragen, die man sich selbst ehrlich stellen sollte, gehört die Frage nach dem Grund, warum man auf einen Fernwanderweg gehen möchte. Ist es die reine Lust am sich bewegen, an dem Abenteuer „Fernwanderung“? Oder verknüpft man mit dieser Auszeit vom Alltag ganz andere Hoffnungen – und können diese wirklich durch eine Fernwanderung erfüllt werden? Denn so mancher ist eher auf der Flucht vor seinem Alltag, einer schwierigen Situation oder hofft, dass die Auszeit eine kaputte Beziehung rettet. Doch ein großer Fernwanderweg ist vor allem körperlich und mental eine Herausforderung, die einen ganz in Anspruch nehmen wird und darum eventuell die in ihn gesetzten Hoffnungen nicht erfüllen wird.

Pilgerweg vers. Wilderness-Trail

Viele große Fernwanderwege führen durch abgelegene Gebiete, in denen es oft mehrere Tage bis zur nächsten Ortschaft oder Siedlung dauern kann. Wanderer müssen in dieser Isolation daher in der Lage sein, sich selbst zu versorgen und mit sich selbst zurechtzukommen.

Für so manchen, der von einer solchen Wanderung vorrangig z.B. eine Änderung in seinem Leben erhofft, ist vielleicht ein Pilgerweg die bessere Lösung. Denn bei einem Pilgerweg oder einem ähnlich gut organisierten Premium-Weitwanderweg (z.B. einige Europäische Fernwanderwege) entfällt vieles oder ist erheblich leichter, was auf einem ausgesprochenen Fernwanderweg zusätzlich Energie und Zeit kostet: die Organisation der Übernachtungsmöglichkeiten, die Versorgung mit Lebensmittel weit abseits des Trails, der tagelange Aufenthalt fern ab jeder Infrastruktur, der geplant werden muß (wie viel Essen, wie viel Wasser, wo übernachten).

Ein Großteil der Abbrüche auf Fernwanderwegen geschieht nicht deshalb, weil der Weg zu schwierig ist, sondern weil man im Vorfeld zu wenig "über sich selbst" erfahren hat. Die einen kommen mit dem unerwarteten Alleinsein nicht zurecht, die anderen kapitulieren vor der Monotonie des wochenlangen Wanderlebens und natürlich müssen viele aufgeben, weil sie die körperliche Belastung solcher Fernwanderungen unterschätzt haben. Denn wenn der Körper erst einmal anfängt, Schwächen zu zeigen, dann bedarf es mentaler Stärke, sich durchzubeißen und Alternativen zu erkennen und zu nutzen. Auch Heimweh und die große Entfernung zu dem gewohnten Umfeld von Freunden, Verwandten und Bekannten kann sehr belastend wirken.

Pilgerwege (und ähnlich gut organisierte Weitwanderwege wie z.B. Alpenüberquerungen) bieten dagegen den "Komfort" einer mehr oder minder guten Infrastuktur, planbaren Tagesetappen, guter Versorgungsmöglichkeiten und einen meist gut begehbaren Weg. Darum sind solche gut gepflegten und genutzten Weitwanderweg auch häufig eine "Einstiegsdroge" und bereiten auf größere "Expeditionen" vor.

Es ist natürlich individuell immer unterschiedlich, welche Vorerfahrung vorhanden ist. Ein Fernwanderweg mit tagelangem Aufenthalt im Back Country erfordert jedoch nochmals mehr wie eine Wanderung auf den meisten der gut ausgebauten Europäischen Fernwanderwegen oder den Pilgerwegen. Für Back-Country lastige Fernwanderwege gilt daher mehr noch: Training, ausgedehntes Training auch über mehrere Tage und mal für zwei, drei Wochen Weitwandern hilft wesentlich, den eigenen Körper und seine Leistungsfähigkeit realistisch zu beurteilen. Vor allen erfährt man dabei auch viel über die eigene, mentale Stärke. Zusätzlich lernt man dabei seine Ausrüstung kennen, muß mit den Navigationshilfsmitteln (dem Verlauf eines Pilgerwegs zu folgen ist leichter wie bei einem vage erkennbaren Pfad mit nur marginal vorhandener Markierung) umgehen und kann das Vorplanen der nächsten Tagesetappen üben. Gerade diese vorausschauende Planung kann durchaus ein anspruchsvoller Teil der täglichen Routine sein.

 

Umgang mit Schwierigkeiten

Zu den mentalen Vorbereitungen gehört ebenfalls, dass man sich mit dem Umgang mit Schwierigkeiten befasst hat. Solche "schlechten Nachrichten" können zum Beispiel sein: das Zelt reißt im Regensturm, man verliert die Orientierung und läuft falsch, ein am Herzen liegender Menschen erkrankt in der Heimat, man verstaucht sich massiv den Fuß, bekommt das mit Resupply und Unterkunft buchen nicht auf die Reihe, hat zu wenig Wasser oder Lebensmittel dabei oder hat keinen Internetempfang und die Karte auf dem Handy fällt aus….es gibt zahlreiche (aber nicht zahllose!) Situationen, in denen Menschen gestresst reagieren, Energie verlieren, weil sie sich hilflos und unvorbereitet einer Situation ausgesetzt fühlen.

Es gehört also auch zu der Vorbereitung, sich zu überlegen, wie man mit Schwierigkeiten umgeht, die unangenehm oder sogar gefährlich sind? Wie bewahre ich dennoch Ruhe, um bei klarem Verstand nach Lösungen zu suchen? Wie kann ich mich darauf vorbereiten, dass ich nicht panisch oder gestresst reagiere?


Option Scheitern

Um eine monatelange Fernwanderung richtig genießen zu können, gehört eine weitere wichtige Grundeinstellung dazu: Die Option, die Freiheit, scheitern zu dürfen!

Scheitern ohne das Gefühl des Versagens ist ein wichtiges Element bei einer solchen mehrmonatigen und beschwerlichen Unternehmung. Jeder vernünftige Bergsteiger kennt und beachtet diese Situation: der Gipfel ist in greifbarer Nähe, doch das Wetter zwingt einen zur Umkehr. Der nicht erreichte Gipfel schmerzt gewiss.
Ohne Rücksicht auf die eigene Gesundheit und Sicherheit eine gefährliche Situation (Unerwarteter Schneefall, Weg abgerutscht, Bachdurchquerung bei Hochwasser, etc) durchzuziehen, weil man weiter kommen will, gefährdet ggf. den ganzen Rest der Wanderung. 


Jeder Weitwanderer hat das Recht darauf, es nicht zu schaffen, ohne dass es ein Versagen ist. Es ist ein Zeichen guter Vorbereitung, dass, im Wissen um diese Freiheit, Schwierigkeiten überwunden werden, die einen sonst verzweifeln ließen. Denn sein Ziel (Thruhike) nicht zu erreichen ist bei aller Anstrengung und guten Willen nicht immer zu schaffen.

Ein Abbruch oder ein Überspringen von Wegstrecken benötigt keine Rechtfertigung im Außen, wenn man für sich entschieden hat, dass es der richtige Schritt ist. Dass "der Gipfel" dieses Mal eben ausfallen muß, weil es vernünftig und angemessen ist.
Wer sich auf das Scheitern einstellt, ist psychisch besser auf solche Situationen vorbereitet. Er hat die Möglichkeit, flexibel zu reagieren und sich an unvorhergesehene Situationen anzupassen.

Vor diesem Hintergrund wird dann aus dem vermeintlichen "Scheitern" das, was es eigentlich ist: eine vernünftige Entscheidung.

 

Als Frau (Mann) alleine unterwegs

Es ist nicht selbstverständlich, dass man als Frau alleine unterwegs ist. Die Sorgen, die manche Frauen nach Einbruch der Dunkelheit in einsamen Straßen haben, sind nicht unbegründet.
Dennoch gibt es in der Globetrotter-Community vor allem Berichte über die Freundlichkeit und Gastfreundschaft, mit denen Menschen in aller Welt ihnen entgegentreten. 
Die Angst vor Gewalt ist zwar nicht ganz unbegründet, aber sie sollte nicht übertrieben werden, denn "böse Menschen" sind in den seltensten Fällen auf Fernwanderwegen unterwegs. Die Wahrscheinlichkeit, dass man in der Wildnis überfallen wird, ist dramatisch geringer als in einer Großstadt. Sich dies bewusst zu machen hilft, Ängste zu überwinden und nicht von ihnen gelähmt zu werden.

Doch zum "Mut, eine Fernwanderung alleine zu beginnen" gehört gewiss mehr als die Überwindung dieser Angst.
Das Sprichwort "Geteiltes Leid ist halbes Leid, geteiltes Glück ist doppeltes Glück" kommt nicht von ungefähr: Komme ich mit dem Alleinsein zurecht? Wird mir der Austausch mit anderen Menschen fehlen? Wie gehe ich als Solowanderer mit Gefahrensituationen um? 

Auch bei diesen Fragen hilft, was sich mit dem Wort "Training" nur unvollkommen beschreiben lässt: Indem man sich mit länger werdenden Wanderungen an das Thema Fernwanderung herantastet, gewinnt man mehr und mehr Gewissheit über die eigenen Fähigkeiten, trainiert die Bewältigung von Stresssituationen und übt die vergleichsweise wenigen, aber wichtigen Fertigkeiten, die ein solcher monatelanger Aufenthalt zwischen Zivilisation und Wildnis erfordert.

Wer kommunikativ und offen auf Menschen zugeht, wird sowieso nicht lange "alleine" sein. Trail-Families, Gruppen von Menschen, bilden sich auf Fernwegen immer wieder. Gemeinsam bündelt man Stärken und kann beängstigenden Situationen viel leichter entgegen treten. Das bedeutet nicht, dass man aneinander klebt. Unterwegs ist letzten Endes jeder immer für sich. Aber es tut gut zu wissen, dass man nicht alleine ist!
So, wie der bemalte Ball 'Wilson' im Film 'Cast Away' Tom Hanks ein Partner wurde, mit dem er schimpfen durfte, dem er seine innersten Gefühle erzählen konnte und der ihm Kraft gab, so hilft mir mein 'Captain Bär' als Maskottchen, Momente zu überwinden, in denen das Alleinsein droht, zum Gefühl der Einsamkeit zu werden.

 

Fazit

Wer einen Großteil dieser Fragen positiv für sich beantwortet hat, der kann getrost daran gehen, sich über Urlaubsantrag, Ausrüstung, Transport, Reisepass und Kartenmaterial Gedanken zu machen. Denn dann ist er bereit für das große Abenteuer "Fernwanderweg". Vielleicht ist es der erste Weitwanderweg - dann wird es eventuell sogar ein lebensverändernde Erfahrung werden. Oder es ist bereits eine 'Sucht' geworden - dann weißt du ja schon, wovon ich hier schreibe und das auf die erste solche Reise im Aussen und im Innen fast zwangsweise die nächste folgen muß. Denn dann hat dich der - für Körper und Seele völlig ungefährliche - 'Wandervirus' angesteckt. 


Objektive äussere Gefahren


einer Weitwanderung auf einem zwar markierten, aber nicht hochgradig organisierten Fernwanderweg:

  • Man erreicht das Tagesziel nicht und wird (im Hinterland) von der Dämmerung überrascht -> was mache ich dann?
  • Man verliert die Orientierung (insbesondere in Waldgebieten), weil man das Wegzeichen verpasst hat, es nicht da ist (z.B. Sturmschaden) und/oder der Akku des GPS-Geräts leer ist
  • Man verletzt sich und liegt ggf. abseits des Weges (oder der Weg ist wenig begangen)
  • Ein plötzlicher Wettersturz, z.B. mit Schneefall oder Gewittersturm
  • Tagelanger Regen, der Wege aufweicht und Bäche zu reißenden Strömen anschwellen lässt
  • Bergrutsche und Hangabrisse im Bereich des Weges
  • Ausrüstungsgegenstände gehen kaputt (namentlich das Zelt, z.B. im Sturm oder Schuhe)
  • Zu wenig Wasser dabei und keine Quelle/kein Bach in der Nähe (Gefahr der Dehydrierung)
  • Langfristig: Zu wenig Essen, dadurch früher Abbau der körpereigenen Reserven
  • Panik und lähmende Angst
  • Nicht zu unterschätzen: das Gefühl der Einsamkeit und die Macht der eigenen Gedanken....doch das ist eher eine mentale Gefahr als eine Gefahr des Trails an sich!


Kleine Erkenntnisse vom Wegrand

  • Herausforderung "Camel-Essen"

Auf dem Fernwanderweg verbrennt man jeden Wandertag so viele Kalorien wie zu Hause vermutlich an zwei oder gar drei Tagen. Für einen Aussenstehenden sind die Portionen an Essen, die man dann an einem Resupply-Punkt oder einem Restaurant am Wegrand verdrückt, schon gigantisch. Und doch würde man am liebsten es machen wie die Kamele mit dem Wasser: so viel essen, dass es auch noch für den nächsten oder übernächsten Tag reicht. Nach dem Motto: Im Bauch trägt`s sich immer noch am leichtesten.
Ausser einigen wenigen Ausnahm-Vielessern gelingt das aber auf dem Trail kaum. Denn unerwartet schwer kann einem ein Übermaß im Magen liegen und das Weiterwandern beschwerlich machen. Camel-Essen funktioniert höchstens von einem auf den nächsten Tag – leider!

Allerdings: Was auf dem Trail nicht funktioniert, macht einem zu Hause dann zu schaffen: da giert der Körper weiter nach Kalorien und das „Camel-Essen“ kann zum Fluch werden. Denn Trailhunger ist anhänglich wie ein bappig Guzele: nun nimmt man viel mehr Kalorien zu sich, wie man verbrennt…mit durchaus unangenehmen Folgen 😉

  • Herausforderungen „Wer zu schnell isst, muss später vielleicht hungern!“

Bei Fernwanderungen kommt es ja immer wieder mal vor, dass man gleich mehrere Tage lang im Hinterland unterwegs ist. Das Essen für diese Tage muß man dann mit sich schleppen, was besonders die ersten Tage eine schwer auf einem lastende Aufgabe sein kann. Sofern man dann plant, die Etappen kürzer zu machen, um die Anstrengung der täglichen Wanderung zu reduzieren, sollte man eines bedenken: Wer zu früh abends ankommt, hat reichlich Zeit, vor oder in seinem Zelt zu sitzen und….Hunger zu entwickeln. Dann standhaft zu bleiben und nicht das Essen anzufassen, das man erst in sieben oder acht Tagen brauchen wird, kann eine erhebliche mentale Herausforderung werden! Es ist ein Kampf zwischen dem Verlangen nach sofortiger Belohnung und dem langfristigen Ziel, die nächste Versorgungsstelle nicht auf der allerletzten Rille zu erreichen.

  • Herausforderung "Leben mit dem Dreck"

Bei meinen ersten Weitwanderungen schien es noch wichtig zu sein. Saubere Socken rechts, dreckige links. Funktionsshirt in den einen Beutel, verschwitztes in den anderen. Ein System, das Ordnung schaffen sollte im minimalistischen Kleiderschrank eines Fernwanderers. Doch mit jedem Kilometer, mit jedem Gewitter und jeder Flussüberquerung: das System begann zu bröckeln!

Eines kalten Morgens habe ich dann mein einziges trockene Paar Socken angezogen. Egal, ob sie nun links oder rechts gehörten, Hauptsache warm. Und mein Lieblings-T-Shirt riecht nach einigen Tagen halt auch nach….Trail. Aber ehrlich gesagt, stört mich das heute kaum noch. Draußen, umgeben von der Natur, verliert die Unterscheidung zwischen sauber und schmutzig endgültig an Bedeutung. Ist ein Fleck auf dem T-Shirt nun ein Schweißfleck oder ein Moskitostich? Und was macht es schon, wenn die Wanderhose zusätzlich noch mit ein wenig Schlamm bespritzt ist? Was nützt dieser Versuch, täglich adrett und sauber aussehen zu wollen, wenn man eh nur zwei Paar Socken dabei hat und eine Wanderhose? Wenn man morgens im Schlafsack vor die Wahl gestellt wird, sich entweder in der Kälte umzuziehen oder aber das Nacht-T-Shirt zum Tag-T-Shirt mutiert.

Irgendwann habe ich es dann auf meinen ersten Weitwanderungen aufgegeben, noch diese strikte Trennung durchzuhalten. Ich habe meine Wäsche einfach im Rucksack verstaut und mich damit abgefunden, dass alles irgendwann gleich dreckig sein wird und den Geruch des Abenteuers mit sich trägt. Draußen in der Wildnis zählt nur eins: dass ich weiterkomme. Und dass ich am Ende des Tages müde, aber glücklich in meinen Schlafsack kriechen kann. Denn eines ist auch sicher: Die nächste Waschmaschine wird kommen und für die verschlissene Kleidung wird in der nächsten größeren Stadt beim Resupply auch Ersatz zu finden sein.

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